Landwirtschaft

Noch in Deutschland war uns klar, dass wir in der Hauptsache Olivenöl produzieren wollen. Die Flächen und Gebäude unserer Azienda liegen, etwa je zur Hälfte verteilt auf die beiden Gemeinden Suvereto und Campiglia Marittima.

Vor allem die traditionellen Olivenhaine befanden sich in einem Zustand der Verwahrlosung. Zudem wurde vor Jahrzehnten, als die Bäume noch bewirtschaftet wurden, mit sehr anderen Methoden gearbeitet, als heute üblich.

Da die Bauern in der Hauptsache Subsistenzwirtschaft betrieben, war das Olivenöl immer nur ein Nebenprodukt. Die vorrangigen Produkte waren Getreide, Gemüse und Erzeugnisse der Viehwirtschaft. Öl und Wein wurden im Gegensatz dazu nur in viel geringeren Mengen für den Eigenbedarf benötigt.

Traditionelle Olivenhaine haben einen sehr großen Pflanzabstand zwischen den einzelnen Bäumen, um Platz zu lassen für die damals wichtigen Kulturen. Oftmals haben solche Bäume ihre Verzweigung vom Hauptstamm auch erst in großer Höhe, um einerseits den Ölbaum vor Verbiss durch das Vieh zu schützen und um andererseits in Bodennähe keinen Platz zu verlieren.

Dieser Wuchs wird durch die früher gebräuchlichen, alten Sorten zusätzlich begünstigt. Grob zusammengefasst und etwas polemisch könnte man sagen, dass die heutigen Anforderungen an die Bäume in etwa das Gegenteil vom früher Gewünschten darstellen. Um größeren Ertrag zu erzielen, versucht man heute, mehr Bäume auf einer Fläche zu haben und aus Gründen der rationelleren Bewirtschaftbarkeit, sollten diese auch viel weniger hoch wachsen.

Gleichzeitig versucht man, welche Art der Bewirtschaftung, also des Schnitts, des Düngens, der Ernte etc. man auch immer im Einzelnen anwendet, ein möglichst vorteilhaftes Verhältnis zwischen Blattwerk und Holz zu haben. Die Photosynthese, die die Pflanzen mit Hilfe des Blattgrüns betreiben, ermöglicht die Bildung von Öl, das während des Reifevorgangs in den Oliven eingelagert wird.

Gleichzeitig werden Photosyntheseprodukte für die Erhaltung und Neubildung von Holz benötigt und stehen entsprechend nicht mehr für die Ölbildung zur Verfügung. Insgesamt versucht man also einen Olivenbaum zu ziehen, der möglichst wenig Holz und möglichst viele Blätter hat. Neben vielen weiteren Überlegungen beim Schnitt und der allgemeinen Bewirtschaftung, ist dies einer der wichtigsten Grundsätze der Olivenbewirtschaftung, um Ertrag zu haben. Aufgrund des oben beschriebenen Wuchses haben alte Bäume meist ein sehr unvorteilhaftes Verhältnis zwischen Blattmasse und Holzmasse.

Viele unserer alten Bäume mussten entsprechend drastisch verjüngt werden. Oftmals kann man die skulpturenartigen, knorrigen Hauptstämme bewahren und schneidet nur sehr stark zurück. In vielen Fällen aber ist es nötig, die Pflanze von Grund auf neu zu konstruieren.

Man schneidet den Hauptstamm etwas höher als bodentief ab und beginnt mit den Austrieben ganz neu. Da der ganze Wurzelapparat ja unversehrt bleibt, wachsen die neuen Triebe vergleichsweise schnell.

Man erzieht die neuen Triebe entsprechend der gewählten Schnittform und nach einigen Jahren erreicht die Pflanze wieder ein neues Gleichgewicht zwischen Wurzelapparat, Blattmenge und Holzmasse.

Anzumerken ist, dass junges Holz bei den Oliven aufgrund der viel besseren Pflanzensaftleitfähigkeit erheblich produktiver ist als altes Holz. Dieser radikale Eingriff ist natürlich nur möglich bei unveredelten Sorten. Auf einer sehr alten Unterlage ist es extrem schwierig, erneut zu veredeln.

Zusammen mit den ersten Neupflanzungen ist ein Großteil der mehr oder weniger stark verjüngten Olivenbäume langsam dabei, wieder produktiv zu werden. Dieser Prozess dauert lange, aber am Ende werden die Bäume wieder in voller Produktion sein.

Das anfallende Olivenholz wird zum Teil als Brennholz genutzt. Vor allem aus den Stämmen aber schneiden wir mit einem kleinen Sägewerk Bretter und Bohlen für den Möbelbau.