Olivenernte 2017/2018

Im Jahr 2017 haben wir sehr gut geerntet. Nach einer enttäuschenden Ernte 2016 haben wir viele agronomische Maßnahmen eingeleitet, die insgesamt dazu beigetragen haben, dass wir jetzt eine ordentliche Menge wunderbaren Öls in Händen halten.

Eine der Hauptursachen für die großen Ernteausfälle stellte bereits im Jahr 2016 die große Trockenheit dar. Zwar begann es nach der Ernteperiode wie üblich zu regnen, aber die Regenfälle waren insgesamt viel weniger ergiebig als in den Regenmonaten November und Dezember eigentlich üblich. Die oberflächennäheren Grundwasserleiter wurden durch diese Regenfälle nicht auf das langjährige mittlere Niveau gefüllt. Auch die Tiefenwasserleiter, die träger reagieren und nicht von Saison zu Saison, sondern durch langjährige Niederschlagtrends bestimmt werden, gerieten durch die spärliche Niederschlagsmenge weiter unter Druck. Für die allgemeine Wasserversorgung im nächsten Sommer zeichneten sich schon ab diesem Zeitpunkt große Schwierigkeiten ab. Nichtsdestoweniger genügten den, zumeist oberflächlich wurzelnden Ölbäumen diese Regenfälle, um mit viel Kraft in die zweite Vegetationsperiode im Herbst zu starten. Alle Oliven wurden in dieser Phase mit Mistpellets gedüngt, die viele der nötigen Nährstoffe liefern.

Der Winter 2016/2017 war dann außergewöhnlich kalt. Im Januar blieben die Temperaturen wochenlang unter dem Gefrierpunkt, teilweise bis zu acht Grad Celsius unter null. Das mag für Nordeuropäer sehr unspektakulär klingen, hier hingegen hat es solche Temperaturen nur alle paar Jahrzehnte. Noch etwas kälter und die Olivenbäume wären aufgrund der tiefen Temperaturen in Gefahr gewesen. Glücklicherweise wurden diese Temperaturen nicht erreicht und da der Kälteeinbruch sehr graduell verlief, konnten die Bäume gut in ihre Winterruhe wechseln.

Die tiefen Temperaturen und der effektive Stopp des oberirdischen Teils des Stoffwechsels der Bäume hat einige vorteilhafte Auswirkungen. In besonders milden Wintern geht das Blatt- und Holzwachstum unvermindert weiter und die Nährstoffe, die der Pflanze zur Verfügung stehen werden in der Hauptsache dafür verwendet. In einem kalten Winter sammeln sich viele Mineralien und Spurenelemente im Wurzelapparat an, der seinen Stoffwechsel zwar verlangsamt, aber keinesfalls in echte Ruhe kommt. Diese stehen dann zum Beginn der ersten Wachstumsperiode im zeitigen Frühjahr mehr als ausreichend zur Verfügung. Dementsprechend fällt nach kalten Wintern die Blüte meist besonders reichlich aus. Außerdem begünstigen die niedrigen Temperaturen die Ausbildung von Blütenknospen im Gegensatz zu Blattknospen an den einjährigen Trieben aus dem letzten Jahr.

Die große Kälte hat auch die verschiedenen Schädlinge sehr stark reduziert. Insbesondere die Olivenfliege (Bactrocera Oleae), der Hauptschädling im Olivenanbau, kam nur mit einer sehr schwachen Population durch den Winter. Nachdem, wie an anderer Stelle schon beschrieben, viele der jahrzehntelang verwahrlosten Bäume sehr drastisch geschnitten werden mussten, fiel in diesem Jahr oftmals nur ein leichter Produktionsschnitt an. Außerdem wurde im zeitigen Frühjahr ein weiteres Mal gedüngt. Dies sowohl mit den Mistpellets als auch mit aufgespritztem Blattdünger. Der Blattdünger enthält unter anderem das Spurenelement Bor, welches als einziger Mikronährstoff nicht nur an enzymatischen Reaktionen in der Pflanze beteiligt ist, sondern auch einen tatsächlichen Baustein der Pflanze darstellt und der Pflanze direkt beim Wachstum hilft.

Die Blüte der Ölbäume im Mai war dann wie zu erwarten äußerst reichlich. Bereits im April herrschte Trockenheit. Die Regenfälle über den Winter waren viel zu spärlich gewesen und die Temperaturen etwas zu hoch. Ein ständiger Wind tat sein Übriges um das Land auszutrocknen. Bis vor kurzem ist es noch unüblich gewesen, Oliven zu bewässern, die klimatischen Veränderungen mit immer ausgedehnteren Trockenperioden, zwingen die Landwirte aber zunehmend genau dazu. Durchaus noch improvisiert mit von Hand verlegten oberirdischen Schläuchen haben auch wir in diesem Jahr begonnen die Oliven zu bewässern. In den nächsten Jahren werden wir nach und nach eine unterirdische Tröpfchenbewässerung installieren. Glücklicherweise können wir auf ausreichende Brunnen zurückgreifen. Irgendwann soll auch noch systematische Regenrückhaltung dazukommen.

In mehreren Runden wurde immer wieder Blattdünger ausgebracht, der die unter Hitze und Trockenheit leidenden Pflanzen unterstützen sollte. Kupfer spielt dabei sowohl als Schutz vor Pilzbefall als auch direkt für Steuerungsvorgänge in der Pflanze eine große Rolle. Zusätzlich stellt man der Pflanze unter anderem auch Stickstoff und Phosphor zur Verfügung. Wir verwenden ausschließlich Produkte, die auch in der biologischen Landwirtschaft zulässig sind und verzichten vollständig auf den Einsatz künstlicher Pflanzenschutzmittel. Als kleiner Betrieb lohnt sich für uns noch nicht der langwierige und aufwendige Zertifizierungsprozess, der nötig ist um ganz offiziell biologischen Landbau zu betreiben -dementsprechend findet sich auf den Etiketten unserer Flaschen auch keinerlei Hinweis darauf- aber de facto ist unser Öl nach den Kriterien des biologischen Landbaus hergestellt worden. Ein weiteres wichtiges Produkt, das dieses Jahr mehrfach auf die Pflanzen aufgebracht wurde, ist das Tonerdepulver Kaolin. Kaolin unterstützt die Oliven in mehrerlei Hinsicht. Der feine weiße Film, der nach dem Vernebeln auf den Blättern und den kleinen Oliven klebt, hilft der Pflanze etwas mehr Sonnenlicht zu reflektieren und kühlt im Mittel die Pflanze um ein paar Grad ab. Entsprechend geringer ist der Hitzestress dem die Bäume ausgesetzt sind. Auch der Wasserverlust durch Verdunstung wird auf diese Weise reduziert. Eine weitere Reduzierung des Wasserverlusts wird durch das teilweise Verkleben der Spaltöffnungen an der Unterseite der Blätter erreicht. Man muss dabei mit der Dosierung sorgfältig umgehen, auf keinen Fall will man die Atmung der Pflanze völlig unterbinden. Neben diesen Effekten wird auch der Hauptschädling, die Olivenfliege, vergrault. Die Weibchen tasten die Oberfläche der heranwachsenden Oliven ab, um eine geeignete Stellen für den Einstich mit ihrem Legestachel zu finden. Wenn die Oliven frisch mit Kaolin besprüht worden sind, fühlt sich die Oberfläche der Oliven für sie nicht mehr geeignet an, um Eier darin abzulegen. Nach Regenfällen muss Kaolin erneut ausgebracht werden, da der Regen das Pulver einfach abwäscht. Auch wenn es in der Wachstumsperiode der Früchte nicht regnet so wie in diesem Jahr, muss das Besprühen der Pflanzen mit Kaolin mehrfach wiederholt werden, um die größer werdenden Früchte immer wieder vollständig mit einem Kaolinfilm zu bedecken.

Die große Hitze, die wochenlang Rekordtemperaturen erreichte, tat ihr Übriges um die Olivenfliege auszuschalten. Bei Temperaturen über 32,5 Grad Celsius über einen längeren Zeitraum nimmt die Larvensterblichkeit der Olivenfliege sprunghaft zu. Es gab in diesem Jahr sogar Tage in denen die Temperaturen auch nachts nicht unter 35 Grad gefallen sind. Man konnte sogar eine erhöhte Sterblichkeit der adulten Tiere beobachten, diese stellt sich ein bei Temperaturen ab 37 Grad. In diesem Umfeld konnten die als Schädlinge in der Olivenkultur zu betrachtenden Insekten, insbesondere die Olivenfliege, nicht gedeihen. Es gab aufgrund der großen Trockenheit und der Hitze auch keine Schwierigkeiten mit Pilzerkrankungen.

Insgesamt waren die extrem hohen Temperaturen den Oliven durchaus zuträglich, zumal wir versucht haben durch gezielte Behandlungen der Pflanzen und durch Bewässern soweit als möglich, die negativen Effekte einzudämmen. Vollständig ist dies natürlich nicht gelungen, die Stoffwechseltätigkeit der Ölbäume wird durch die große Hitze zu sehr verlangsamt. Die Menge der geernteten Oliven ist deshalb erheblich geringer als man noch hoffen durfte während der Blütephase, aber dennoch ganz ordentlich.

Die Qualität der geernteten Oliven ist hingegen oftmals völlig makellos. Wir haben mehrere Pressungen vorgenommen.

Das Öl der ersten Pressung ist extrem fruchtig und duftend. Es hat eine leicht herbe Note und eine Grundschärfe, wie sie frischen toskanischen Ölen eigen ist. Diese Schärfe, gemeinsam mit der leuchtend grünen Farbe, für die das Blattgrün verantwortlich ist, baut sich im Laufe von ein paar Monaten etwas ab. Das Öl wird dann etwas milder und seine Farbe wird langsam etwas golden. Die weiteren Pressungen sind im Ergebnis etwas milder und auch etwas weniger intensiv im Geschmack. Insgesamt sind alle Pressungen von ausgezeichneter Qualität. Wichtig ist, das Öl in einem kühlen und trockenen Bereich zu lagern und es vor Licht zu schützen. Die Unterscheidung zwischen Talöl und Bergöl hat sich in diesem Jahr aus praktischen Gründen nicht ergeben. Wir sind in diesem Jahr mit der Produktion einen guten Schritt weitergekommen. In den nächsten Jahren wartet noch viel Arbeit auf uns, die begonnenen Abläufe zu professionalisieren.

Wenn Sie mögen, buon appetito mit einem exzellenten Olio Extravergine d’Oliva!